Fallbeispiel: dicke Schlauchtasche/auffälliges Harnverhalten und das VNS (Vegetatives Nerven System)
Patient ist ein 17 jähriger Wallach mit gutem Gebäude und durchschnittlicher Bemuskelung. Derzeit nicht geritten.
Klinische Daten:
leichte Veränderung am Dornfortsatz des ersten Lendenwirbels, nicht gesicherte Diagnose (Verdacht!) Spondylarthrose in der
Brustwirbelsäule, nicht näher bezeichnete Stoffwechselerkrankung ohne äußerlich sichtbare Zeichen, ausgeheilter Sehnenschaden hinten rechts
Sonstiges:
kriegt seit 4 Jahren EM (effektive Mikroorganismen) zur Stabilisierung der Darmflora, Hauptfuttermittel ist Heu, geringe Mengen an Mineralfutter und eine Handvoll Hestermix-Müsli
4x jährlich Wurmkur, regelmäßig Tetanusimpfung, jährliche Zahnkontrolle,
leichter Unterhals, Verspannung im Genick
Die Geschichte diese Tieres ist durch psychischen Stress stark gezeichnet!
Er ging jahrelang Distanzen bis 120 Km; wurde trotzdem lange Zeit in reiner Boxenhaltung gehalten; mit Menschen hat er oftmals schlechte Erfahrungen gemacht, was letztendlich dazu führte, daß er eben diesen aggressiv gegenüber auftrat.
Vor 4 Jahren hatte er dann das große Glück an Menschen zu geraten, die es schafften ihm mit viel Liebe, Geduld, Wissen und Ruhe sein Vertrauen wiederzugeben.
Er durfte endlich Pferd sein, stand mit 4 weiteren Kumpels in reiner Offenstallhaltung und hatte die Möglichkeit seine Persönlichkeit zu zeigen und auszuleben.
Aber wie das Schicksal teilweise so spielt, musste er jetzt letztendlich doch nochmal umziehen.
Bei dem neuen Besitzer (mittlerweile der 6. oder 7.!) fiel er, verständlicher Weise, psychisch in ein tiefes Loch.
Er verlor erneut sein vertrautes Umfeld und seine sehr lieb gewonnenen Bezugspersonen.
Dazu wurde er nachts wieder in einer Box einquartiert, was ihn bestimmt in enormen Stress versetzte.
Dieser psychische Stress zeigte sich sehr deutlich in Form von auffälligem Harnverhalten. Er stellte sich immer wieder zum pinkeln hin, wobei dann jedoch kaum was kam. Dieses Verhalten zeigte sich vornehmlich in der Box!
Dazu kam ein abnehmendes Interesse am Heu, obwohl dieses eine nahezu perfekte Qualität aufwies.
Des weiteren zeigte er wieder leichte Schritte in Richtung seiner aggressiven Verhaltensmuster. Sehr verhalten zwar, aber für den aufmerksamen Beobachter dennoch im Ansatz zu erkennen.
Das "Pinkelproblem" wurde tierärztlich abgeklärt und blieb ohne Befund.
Bei meiner osteotherapeutischen Untersuchung konnte ich zunächst mechanische Probleme lösen ( Kreuz-Darmbein, Widerrist, Lende, Genick und Kiefergelenk re.).
Ebenfalls behandelte ich regelmäßig sein Fasziengewebe im Rücken und an der gesamten Kruppe.
Es änderte sich kaum etwas!
Da sich die Genick- und Kiefergelenksläsionen (Blockaden) nach kürzester Zeit wieder einstellten, muss nun unbedingt ein Zahnarzt her!!
(Termin steht allerdings noch aus, da sich das Tier erstmal mehr einleben soll)
Nun suchte ich weiter nach einer Lösung.....dabei kam ich, wie schon geschrieben, darauf diese im VNS zu suchen.
Diese Idee stellte sich als gut und in diesem Fall auch als sehr nahe liegend heraus.
Ich hatte während der Faszienbehandlungen schon bemerkt, daß er darauf sehr gut reagierte und eine deutliche Entspannung eintrat (incl. Hängenlassen des Schlauches). Dies machte ich mir nun bewusst zu nutzen um ihn zu "entstressen" ;o)
Seine "Pinkelsituation" verbesserte sich deutlich innerhalb der nächsten 3 Wochen und ist mittlerweile normal.
Leider tauchte nun ein "neues" (später stellte sich heraus...schon bekanntes) Mysterium auf.
Ich stellte eine deutlich geschwollene Schlauchtasche fest.
Sie war weder warm noch schmerzhaft auf Druck noch schien sie das Pferd irgendwie zu beeinträchtigen!
Diese Situation führte mich dann erneut zum VNS, da ich feststellte, daß ich auf den Zustand der Schlauchtasche Einfluss nehmen konnte, indem ich eine ganz vorsichtige Druckmassage auf Höhe des Ganglion stellatum durchführte.
Sie schwoll deutlich ab unter der Behandlung!
Nun war zwar ein Zusammenhang zum VNS gefunden, jedoch änderte sich die Situation immer nur kurzfristig (während der Massage).
Ich zog eine Tierärztin mit Schwerpunkt Akupunktur/Homöopathie hinzu, welche ihn dann behandelte. Klinisch konnte Sie auch keine Ursache finden.
Also Akupunktur und Globoli für seine Psyche....
Mittlerweile hat sich die psychische Situation weitestgehend stabilisiert :o)
Die Schlauchtaschengeschichte ist jedoch weiterhin präsent!
Aufgrund der noch nicht behandelten Zähne und der möglicher Weise daraus resultierenden Irritationen im Bereich des N. vagus ist diese Behandlung aus osteotherapeutischer Sicht noch nicht abgeschlossen!
Randnotiz:
Körperlich fiel ebenfalls auf, daß das Pferd verringert im Raumgriff der Vorhand ist und zu Stolpern neigt.
Diese Problematik hat sich deutlich verbessert nachdem der Hufschmied da war und ich das Tier im Widerrist und an der 1. Rippe rechts behandelt habe!
Ich werde weiter über diesen interessanten Fall berichten :o)
https://www.facebook.com/pg/WiebkeHeye/posts/?ref=page_internal
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Kamper (Donnerstag, 06 August 2015 21:30)
Hallo. Ich habe einen Wallach der die gleichen Symtome hat. Tieraerztlich und Materialtechnisch habe ich alles durch.
Tieraerztlichen wird ein Lymphgefaesse problem und eine Autoimunerkrankung vermutet.
Wir suchen immer noch. ..
Er ist sehr Stressanfaellig und fängt dann auch recht schnell an am ganzen Körper zu Zitter und zu schwitzen. Er schaut dann immer so verzweifelt...in Stresssituationen z.b. wenn sie beim Reitenauftauchen Stolpert er und hat Koordination probleme..er hat seine Bewegung nicht mehr unter Kontrolle bleibt aber immer Brav dabei.
Schlauchtaschen sind ein Tag später dann meist stark schmerzlich/heiß angeschwollen. Abschwellen dauert sehr lange manches mal wirkt nur noch eine Kortisonspritze da sich die angestaute flüssigkeit entzündet.
Im Winter (Stall/Weidehaltung ) hätte er das von ihnen beschriebene Symtom beim Urinieren...kurzes ansetzen kleine strah und apprut aufhöre manchmal sprang er gleichzeitig beim Uriniren mit allen Vieren in die Höhe.
Fressunlust trotz satt Heu und Kraftfutter dadurch stark abgenommen.
Im Sommer habe ich ihn im Offenstall da ist dass Schlauchproblem nicht so stark....allerdings sobald er wieder Stress hat voll präsent...wird durch zusatzliches reiten etwas dünner. ...
Ich würde mich freuen wenn sie mir berichten könnten was aus ihrem Fall geworden ist. Sie können mir eine E-mail an hackertanja@web.de zukommen lassen . Vielleicht können Sie ihm ja helfen.
Lg Tanja Kamper